Kreatives und therapeutisches Schreiben, das mitunter auch als Poesietherapie bezeichnet wird, arbeitet mit Worten, Lauten, Klängen, Erregungen, Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen, den Sinnen und der Sinnlichkeit.
Was immer zum Ausdruck drängt, kann zu Papier gebracht werden – es darf gestammelt und gestottert werden, das Papier bietet Schutz- und Proberaum für die innere Stimme, die zu einer äußeren werden mag, die in Dialog treten will, zunächst vielleicht nur mit dem Schreibenden selbst und später vielleicht mit einem Gegenüber.
Zu Wort kommen zu können und zu dürfen, ist keine Selbstverständlichkeit. Wer würde es nicht kennen, das Gefühl, ‚totgeschwiegen’ oder ‚mundtot’ gemacht zu werden, kein Gehör zu finden, keine Resonanz zu erfahren. So Vieles, was in uns schlummert und gesagt, beziehungsweise aufgeschrieben sein will, weil das Sprechen vielleicht (noch) nicht möglich ist. Auf dem Papier kann Zeugnis abgelegt werden von der eigenen Vergangenheit und der Gegenwart; der Blick für die Zukunft weitet sich. Darum geht es in der Poesietherapie, die auch als kreatives und therapeutisches Schreiben bezeichnet wird, die schöpferische Potentiale nutzt, die Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit fördert und Einsicht in relevante lebensgeschichtliche Konflikte ermöglicht. Schreibend seine Gedanken zu ordnen und seine Gefühle zu klären, kann als Entdeckungsreise zu sich selbst und achtsame Annäherung an die eigene Person und die Umwelt verstanden werden und somit auch als angeleitete Hilfe zur Selbsthilfe dienen.
Bisher ist der Begriff des Poesietherapeuten in Deutschland nicht geschützt. Um als Poesietherapeut, beziehungsweise Leiter des kreativen und therapeutischen Schreibens zu arbeiten, bedarf es allerdings einer großen Fachkenntnis. Diese umfasst sowohl die Grundlagen der Gesprächsführung als auch wissen über Krankheitsbilder und was in Krisen zu tun ist. Das kreative und therapeutische Schreiben kann sowohl im klinischen als auch ambulanten Kontext eingesetzt werden, als Einzel- oder Gruppentherapie, als alleinige Therapie oder begleitend zu anderen Therapien. Absolventen der Ausbildung können das kreative und therapeutische Schreiben sowohl für Einrichtungen anbieten als auch in Eigenregie. Einrichtungen, die in Frage kommen, sind beispielsweise Psychosomatische Kliniken, Rehakliniken, Kurkliniken, Altenheime sowie Bildungseinrichtungen, respektive Ausbildungsinstitute. Das kreative und therapeutische Schreiben kann auch im pädagogischen Kontext eingesetzt werden, so dass Lehrkräfte ebenfalls von der Ausbildung profitieren. Seelsorger, Lebensbegleiter, Coaches und andere professionelle Begleiter können ihr Spektrum um das kreative und therapeutische Schreiben erweitern.
Die einjährige Fachfortbildung richtet sich an therapeutische Fachkräfte (Psychologi-sche Psychotherapeuten/-innen, Ärzte/Ärztinnen mit psychotherapeutischer Zusatzqualifikation, Tanz-, Musik-, Kunsttherapeuten/-innen und andere Therapeuten/-innen), die ihre therapeutische Kompetenz um die Möglichkeiten des kreativen und therapeutischen Schreibens erweitern wollen, sowie an Sozialarbeiter/innen, Krankenschwestern/-pfleger, Theologen/-innen, Lehrkräfte und andere Berufs-gruppen, die Menschen in schwierigen Prozessen unterstützend begleiten.
Für den Einstieg in die Ausbildung werden grundlegende Erfahrungen in Gesprächsführung und im Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen vorausgesetzt. Die Ausbildung ersetzt keine therapeutische Grundausbildung und vermittelt auch nicht die Grundlagen der Gesprächsführung. Im Zweifel ist die Eignung für die Ausbildung in einem persönlichen Gespräch mit der Ausbildungsleitung abzuklären.
Viola Rudat, Tel. 06207 605-120, Mail: v.rudat(at)odenwaldinstitut.de